FUCHSEN
– english version is coming soon…-
FUCHSEN sind minimale Inszenierungen eines Fuchsreviers auf einer Baustelle mitten in Berlin, in denen die drei dort lebenden Füchse zufällig und geplant zugleich „auftreten“. Inszenierung und zufällige Dokumentation vermischen sich in einem Zeitraum von zwei Jahren zu einer unvorhersehbaren Geschichte. Einer Geschichte über Vertreibung und Flucht, über die Rückkehr als der Tod naht in die ehemalige Heimat, die es jedoch so nicht mehr gibt. Diese Geschichte wird in zahlreichen Fotografien erzählt.
Die unvorhersehbare Geschichte beginnt, als der Ort zu einer Abrissbaustelle wird und ich nachts heimlich die Trümmer ausleuchtend und fotografierend die drei dort lebenden Füchse entdeckt habe. Vor allem mit einem, der besonders neugierig mein Dasein beobachtete, freundete ich mich an.
Ich begann, für ihn flüchtige Szenen zu bauen. Mit kleinen Eingriffen ( z.B. mit einer Fuchs
skulptur aus Wachs, farbakzentgebenden Stofffetzen und Mülltüten, theatralisch ausgeleuchtet) entstanden Kulissen auf der bühnengleichen, sich täglich ändernden Baustelle, die der Fuchs neugierig untersuchte.
Eines nachts bin ich auf der Baustelle erwischt worden. Dank der Einsicht des Bauleiters durfte ich weiterhin kommen, allerdings nicht mehr nachts, sondern nur noch in den frühen Morgenstunden, wenn die Baustelle für die Arbeiter geöffnet wurde. Ihr Auftauchen und ihre für mich nicht vorhersehbaren Handlungen beeinflussten von nun an die Fotografien. Z.B. die Szene mit dem sich im Spiegel (eine von mir im Boden eingelassene, ausgeleuchtete Spiegelfolie) zu betrachten scheinenden Fuchs: plötzlich tauchte hinter dem Bauhügel die Schaufel des Baggers auftauchte, der Fuchs erschrak, drehte sich um, floh – und ich fotografierte all dies. Diese Fotoreihe scheint im Nachhinein exemplarisch die Vertreibung des Fuchses zu zeigen.Zu diesem Zeitpunkt wurden auf der Baustelle die letzten Trümmer beseitigt und der Rohbau entstand, der das Fuchsrevier endgültig zerstörte. Die Füchse kamen immer seltener und es entstanden so einige Installationen bei denen ich vergeblich wartete.
Ihr Fehlen wird auch in weiteren Fotografien thematisiert: Es enstanden Fotografien von Fotografien der Füchse, die an den Rohbau getaped oder in die Kamera gehalten wurden – an der Stelle, an der sie entstanden sind zusammen mit dem immer grösser werdenden Rohbau im Hintergrund.
Schliesslich wird ein Ersatzfuchs aus Wachs gefertigt und in einem Raum des fast fertigen Rohbaus fotografiert. Durch das Fenster des Raumes ist das Haus gegenüber der Baustelle zu sehen, das auf vielen vorherigen Fotografien immmer wieder wie eine verortende Referenz der sich permanent ändernden Kulisse auftaucht.
Eines Tages kehrte der Fuchs nach langer Zeit zurück, legte sich in Keller, in dem zu diesem Zeitpunkt noch gearbeitet wurde. Er schien in Kauf zu nehmen, dass es laut war, grell und staubig. Er war gekommen, um sich in diesem unwirtlichen Ort, der einmal seine Heimat war, zum Sterben niederzulegen.
Das letzte Fotos zeigt einen mit Kreide auf dem Kellerboden gemalten Umriss des toten Fuchses
Die Fotografien sind Werke, die in einer märchenhaften Bildsprache eine surreal erscheinende, jedoch real passierte Geschichte erzählen.