Die Befragung unserer gegenwärtigen Existenz zwischen Menschlichkeit und Menschengemachtem, das uns außer Kontrolle gerät, zwischen den Entwürfen und Praktiken eines menschlichen Zusammenlebens und der gleichzeitigen Bedrohung oder gar Verunmöglichung solch humanen Handelns in unseren Gesellschaften, auf unserer Erde, ist die Intention dieses Ausstellungsprojektes.
Neben einer Bandbreite kulturhistorischer und geisteswissenschaftlicher Bezüge, die sich mit der Thematik auseinandersetzen, soll im Kontext der Ausstellung das vielschichtige Motiv des Golems eine Rolle spielen – das Utopisches wie Dystopisches gleichermaßen einschließt.
Die Golems von heute stehen metaphorisch „für Technologien, die ihrem Schöpfer entgleiten und zur Bedrohung werden. Wie verändern Robotik, Genforschung oder Transhumanismus unseren Alltag? Sind Androide, Klone oder Cyborgs schon jetzt die perfekteren Versionen des Menschen? Treffen wir unsere Entscheidungen noch selbst oder bestimmen Algorithmen – gefüttert mit der Big Data unserer Telefone – Konsum, Sozialkontakte und Lebensentwurf?“ (Martina Lüdicke) Die Golems von heute lassen uns zurück in der Ambivalenz von Hoffnung und Angst. Nicht nur ihr Antlitz ist weniger greifbar als je zuvor. Irritiert fragen wir: Was ist es, das wir in Gang setzten und das sich längst unserer Kontrolle entzogen zu haben scheint? Was ist der Mensch? Was ist schöpferisch? Was ist menschlich? Was human? Welche Kräfte setzen Verwandlungen frei?
Entstehungs- und Verwandlungsprozesse finden in allen Äußerungen kreativen Schaffens statt. Sie beinhalten nicht nur das Ringen um Form, die Vitalisierung unbelebter Materie und ihre sinnlich-geistige Übertragung, sondern auch das Befragen mentaler, politischer, ökologischer, sozialer Zustände im Gesellschaftlichen wie im Persönlichen, sowie deren Formbarkeit.
Die Ausstellung möchte all diese Themen aufgreifen, suchend und tastend Formen und Formulierungen finden, um benannte Zustände zu reflektieren. Es geht nicht um die Reproduktion von Kontroll- oder Machtinstanzen, sondern darum, dem Unkontrollierbaren, Anderen oder Fremden ebenso wie dem allzu Nahen oder Ähnlichen eine Gestalt zu geben, die man anschauen kann, mit der man in Kontakt treten kann, durch die Bedrohliches differenziert werden kann. Und vielleicht gelingt es, für Gefahr zu sensibilisieren, im idealen Falle die Angst abzulegen, und im „Labyrinth zwischen Utopia und Dystopia“ (Bettina Albrecht) einen gemeinsamen Pfad begehbar zu machen.